We have to fear that our common value base is not that common anymore.
Christoph Heusgen, Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz #msc, äußerte diesen Gedanken nach der Rede des US-Vizepräsidenten Vance. Und er tat es nicht nur als Beobachtung – sondern sichtlich aufgewühlt, so sehr, dass er schließlich die Bühne verließ. Ein Ausdruck von Überforderung, von Erschütterung über das, was sich global abzeichnet.
🧨 Vor Kurzem hörte ich ihn in einem Interview über die Spaltung der deutschen Gesellschaft sprechen. Er bezeichnete Polarisierung als das größte Sicherheitsproblem für Deutschland. Seine jüngste Reaktion auf der Sicherheitskonferenz zeigt, dass diese Problematik weit über nationale Grenzen hinausgeht. Unsere gemeinsame Wertebasis scheint nicht mehr so stabil und geteilt, wie wir es vielleicht lange angenommen haben.
Ich muss sagen, bei all dem, was ich über internationale Zusammenarbeit aus meiner früheren Arbeit weiß, bei all dem, was ich aktuell in Unternehmen zur gesellschaftlichen Spaltung und Diversität beobachte, und angesichts des Rückschritts in den Bereichen Geschlechtergerechtigkeit und Anerkennung von Diversitätsdimensionen, machen mir diese Entwicklungen große Sorgen.
🇪🇺 Wir müssen aufpassen, dass Europa – und insbesondere Deutschland – sich klar positioniert. Unsere wertebasierte Wirtschaft und Gesellschaft dürfen nicht in den Strudel dieser Entwicklungen geraten. Wir sollten nicht dieselben Fehler machen, sondern uns als klares Gegengewicht zu diesen Tendenzen verstehen. Doch der Weg dorthin ist steinig. Denn während wir dringend über soziale Gerechtigkeit, Bildung und Arbeitsmarktfragen sprechen sollten, dreht sich die öffentliche Debatte fast ausschließlich um Migration. Und das oft mit einer gefährlichen Enge der Perspektiven.
Eine beeindruckende Auseinandersetzung mit diesen Themen bietet das Theaterstück "Und alle so still", bei dessen Uraufführung ich am Sonntag in Hannover dabei sein durfte. Es beleuchtet die Herausforderungen von Care-Arbeit – sei es bezahlt oder unbezahlt – und zeigt auf, welche Last in prekärer Beschäftigung für viele oft unsichtbar bleibt. Die gesellschaftliche Spaltung, starre Geschlechterrollen und soziale Ungerechtigkeiten stehen dabei im Fokus. Ein Weckruf.
Was wir brauchen, ist echter Dialog. Ein Zuhören auch dann, wenn Meinungen nicht gefallen. Wir müssen Debatten nicht vermeiden, sondern klug führen – nicht mit Empörung, sondern mit Argumenten. Die Philosophin Svenja Flaßpöhler bringt es treffend auf den Punkt: Wir müssen wieder echte Gegnerschaft kultivieren. Gegnerschaft bedeutet, sich mit anderen durch die Kraft des Arguments im Dialog zu messen.
Lasst uns das tun. Wer ist dabei?
#msc #sozialeTransformation #DEI #gesellschaftlicheVerantwortung
equalworks